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Sirmione - Gardasee

Matratzentest mit Fernweh: Wie aus „nur kurz probeliegen“ ein paar tage in Sirmione wurdeN

Eigentlich wollten wir nur die neuen Matratzenauflagen im Campingbus testen. Ganz unkompliziert. Eine Nacht. Maximal zwei. Ich war für die Garage – mit Stromanschluss, schnellem WLAN und direktem Zugang zur Espressomaschine.

Gerhard war für den Gardasee. Natürlich. Wenn schon probeliegen, dann bitte mit Seeblick.

 

Ich schlug Sirmione vor – halb im Scherz, halb aus Neugier. Und erntete ein müdes Lächeln.

„Sirmione ist das Hallstatt vom Gardasee“, hieß es. Übersetzt: wunderschön, aber überfüllt. Touristen, wohin das Auge reicht. Aperol-Gläser auf jedem zweiten Instagram-Bild.

Aber – wer die Wahl hat… fährt eben trotzdem.

 

Und siehe da: Es wurde Sirmione.

 

Und es war großartig. Wirklich. Ganz entgegen aller Erwartungen.

„Vor dem Gardasee kommt der Möbelhaus-Schock“

Bereits in der ersten Nacht – wohlgemerkt auf dem Hinweg – war klar:

Gerhard wird mit dem Ding nicht warm.

Ich fand sie in Ordnung. Er dagegen wälzte sich, ächzte und erklärte gegen 04:20 Uhr offiziell das Ende der Beziehung „Mann – Matratze“.

 

Und so landeten wir in Innsbruck – bei IKEA.

Eine neue Matratzenauflage musste her. 180 €.

Einigermaßen absurd, weil die „alte gute Matratzenauflage“ natürlich daheim lag.

Aber gut – ich nahm’s sportlich.

Ich bekam einen Gutschein für meine Geduld. Nicht von IKEA, sondern von Gerhard.

Und das ist immerhin was wert.

 

Fazit:

Matratzentests sollte man ernst nehmen.

Gardasee geht immer.

 Und mit etwas Humor lässt sich sogar ein ungeplanter IKEA-Zwischenstopp als Abenteuer verbuchen.

Ankunft am Campingplatz

Der Campingplatz in Sirimone ist wirklich wunderschön gelegen. Direkt am See, gepflegt, angenehm ruhig – und das in dieser Jahreszeit! Wir hatten mit mehr Trubel gerechnet, doch stattdessen erwartete uns eine Oase mit Seeblick, sauberer Infrastruktur und charmantem italienischem Flair.

Mit dem Miniklapprad machten wir uns auf Richtung Altstadt – von Campingplatz Sirimone ca. 3 km entfernt

 

 

Erster Halt: die Scaligerburg (Castello Scaligero).

 

Eine Burg wie aus dem Bilderbuch – mit Zugbrücke, Seeblick und Mittelalterflair.

Dann: Bummeln durch die Gassen.

Boutiquen, Eisstände, Pflastersteine, kleine Plätze, alte Mauern und überall dieses Lebensgefühl, das man nur in Italien findet.

Sirmione – das Hallstatt vom Gardasee?

 

Vielleicht. Aber an diesem Tag: genau unser Ort.

Wenn schon „Hallstatt“, dann aber richtig: Bummelzug, Ruinen, Prosecco, Eis und Pizza mit Burgblick

 

Der Vormittag gehörte dem Laptop – so ist das eben, wenn man unterwegs arbeitet. Kein großes Drama, kein Augenrollen. Das ist der Deal. Ich mit Headset im Bus -  Gerhard am Herd, denn:
Während ich PowerPoint klickte, kochte er das Mittagessen.
Teamwork at its best – Gardasee-Edition.

 

 

Nachmittag – Ich: Kultur. Er: Geduld.
Nach dem Essen war klar: Jetzt kommt mein Teil des Tages.
Ich wollte zur Grotte di Catullo – römische Ruinen mit Panorama, Geschichte und Steinen zum Draufsetzen und Träumen.
Gerhard ging mit. Widerwillig.
Er hat’s nicht so mit altem Gemäuer. „Sieht halt aus wie alle Ruinen“, meinte er. Ich dagegen war begeistert.
Der Blick! Die Luft! Der Hauch Antike!
Er sah hauptsächlich Staub und Steine.
Aber gut – Liebe zeigt sich auch in Ruinenbesuchen.

 

 

 

Dann zum „Spiaggia Jamaica“ – oder: Nett gemeint.
Der berühmte Strand mit flachen Felsen, glasklarem Wasser und viel Instagram-Ruhm.
In echt: nett. Ja. Aber nicht unser Highlight. Vielleicht lag’s an der Tageszeit, vielleicht am Wind. Nett, ja. Aber wir blieben nicht lang.

 

 

 

Unser Highlight kam danach: Die Eisdiele.

Ein klassischer Eisbecher – groß, bunt, mit allem drauf.
Dazu: ein Glas Prosecco.
Ein echter Sirmione-Moment.

 

 

 

Abend – Pizza mit Burgblick.
Zum Abschluss: Tisch mit Ausblick auf die Scaligerburg im Abendlicht, Pizza mit hauchdünnem Boden und einem Glas Rotwein.
Wir saßen da, zufrieden, satt, leicht sonnenmüde – und wussten:
Das war ein richtig guter Tag.

 

Fazit:
Wenn Büro, Geschichte, Sonne und Prosecco auf einen Tag fallen – dann passt alles.

Zwischengedanke am Burgplatz

Wenn wir mit dem Camper unterwegs sind, begegnen wir immer wieder diesen selbsternannten „Individualtouristen“,
die – vorzugsweise in Sirmione, Hallstatt oder Venedig – mit hochgezogener Augenbraue erklären, wie furchtbar „die Touristen“ seien.
Hallo? Was macht ihr dann bitte hier?

Sie stehen vor der selben Burg, essen das selbe Eis (natürlich mit weniger Genuss) und erzählen dann wie überlaufen alles sei und wie „authentisch“ es in einer kleinen Bucht in Albanien gewesen wäre.

Sie sagen Sätze wie:

– „Dort war’s mir zu touristisch.“

– „Da geh ich nicht hin – das ist doch nur was für Touristen.“

– „Wir haben wild gecampt – mitten in der Natur!“

  

 

Fakt ist: Ob Flipflop-Pauschali oder Lonely-Planet-Philosoph – niemand reist außerhalb des Systems. Der Unterschied ist nur, wer sich dabei für etwas Besseres hält.

 

Wir sagen: Wenn schon Hotspot – dann mit Haltung.
Ja, wir fahren Bummelzug.
Ja, wir machen Fotos vom Sonnenuntergang.
Und ja, wir genießen die Pizza mit Blick auf die Burg –
nicht trotz der anderen Touristen, sondern einfach, weil’s schön ist.

 

Tag 3: Bootstour, Leichtmatrosen & Lago-Liebe

Heute kommt der See dran - und zwar nicht nur zum Anschauen – sondern ganz stilecht per Boot.


Vormittag – Büro
Mails, kurze Besprechung, ein bisschen Koordination – und dann war der Kopf frei für das Wesentliche.


 

Nachmittag – Leinen los!
Nach einem gemütlichen Mittagessen machten wir uns auf den Weg zum Bootsverleiher.
Tipp: In Italien 🇮🇹 darf man kleine Motorboote bis 40 PS auch ohne Führerschein fahren.
Kurze Einweisung („Gas, Bremse 🛑, Wellen meiden – fertig“), und schon wird man zum Kapitän. Oder zur Kapitänin.


Zuerst ging’s mit Vollgas Richtung Lazise.
40 PS bzw. knapp 20 Knoten fühlen sich auf dem Wasser erstaunlich schnell an –
wir gleiten übers Wasser, manchmal springen wir regelrecht.
Ein Gefühl zwischen Freiheit und Adrenalinkick –
bis wir später lesen, dass am Gardasee nur 20 Knoten erlaubt sind.
Also… alles korrekt. Natürlich.

 

Danach ging’s nordwärts nach Bardolino
vorbei an hübschen Hafenpromenaden und Weingärten mit Aussicht –
und dann quer zurück nach Sirmione.
Dank GPS und einem praktischen Warnsignal, wenn man zu nah an die Küste kommt, war alles ganz entspannt.

Wir tuckerten an der Scaligerburg vorbei, bestaunten die Ruinen der Grotte di Catullo vom Wasser aus.


 

Nachmittag – Bordpicknick & Seestille
Irgendwo mitten auf dem See, wo keine Wellen stören, hielten wir an.
Brot, Käse, Oliven, ein kühles Getränk – mehr braucht’s nicht.
Wenn sich Luxus in Einfachheit zeigt, dann genau dort.

Abend – Letzter Sundowner & ein bisschen Wehmut
Für den letzten Abend gab’s noch einen Aperitivo am Hafen von Colombare – etwas weniger touristisch, etwas ruhiger.
Ein stilles Anstoßen auf drei gute Tage, einen Rücken ohne Matratzen-Frust und einen See, den man nie vergisst.

Fazit: Hotspot hin oder her – es kommt darauf an, wie man’s macht

Auch wenn man bekannte Orte besucht – Sirmione, Gardasee, Burgblick inklusive
gibt’s ein paar Dinge, die den Unterschied machen:

 

  • Nicht über andere Touristen aufregen.
    Wer da ist, ist Teil des Ganzen – mit oder ohne Bummelzug.

  • Gelassen bleiben.
    Auch wenn jemand direkt vor der Kamera stehenbleibt oder das Eis auf dem Selfie wichtiger ist als die Burg dahinter.

  • Früh aufstehen oder spät dranbleiben.
    Am Abend wird’s oft ruhiger, wärmer, weicher. Die Menschen gehen, das Licht bleibt.

  • Nicht alles „besiegen“ wollen.
    Man muss keinen Geheimtipp erobern, um einen schönen Moment zu erleben.

  • Und vor allem:
    Sich selbst nicht so wichtig nehmen.
    Das hilft immer – am See, im Leben, beim Pizzaessen mit Blick auf die Burg.